Dr. ANDREA TURES née SENS
Person

Die Qualitätsentwicklung der frühpädagogischen Arbeit mit Kindern und ihren Familien, pädagogischen Fachkräften sowie Studierenden aus einer Perspektive, die Hochschullehre, Praxisentwicklung und -forschung vereint, zieht sich wie ein roter Faden durch meine Ausbildung und Berufstätigkeit.
Mich reizt die theoretische Auseinandersetzung mit kindlicher Entwicklung und Erwachsenenbildung. Während meines Studiums von 2001 bis 2006 erwarb ich die Zusatzqualifikation „Kommunikationstechnik“ in deren Rahmen ich mich intensiv mit Methoden der Videoreflexion von berufspraktischen Kompetenzen auseinandersetzte. Diese methodische Vorgehensweise habe ich für früh- und sozialpädagogische Kontexte weiterentwickelt und unterstütze damit als freie Fort- und Weiterbildnerin und Hochschullehrende (angehende) Fachkräfte bei der Reflexion und Analyse ihrer Interaktionen mit dem Berufsfeld.
Mein einjähriger Studien- und Forschungsaufenthalt 2004 an der Macquarie University in Sydney, Australien hat meine heutige Perspektive auf die Qualifizierung von frühpädagogischen Fachkräften entscheidend geprägt und begründet die internationale Ausrichtung meiner Arbeit seither. Die konsequente Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie die Ausrichtung aller Studieninhalte an heterogenen Lebens- und Lernausgangslagen habe ich als professionelle Perspektive verinnerlicht. Das Thema Inklusion und seine Implementierung in die deutsche Bildungspolitik hat seither einen wichtigen gesellschaftspolitischen Stellenwert für mich.
Durch den Praxisbezug meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut e.V. (DJI) von 2006 bis 2012 bin ich neben forschungsmethodischen und bildungspolitischen Arbeiten sehr vertraut mit dem Bildungsalltag von Kindertageseinrichtungen in verschiedenen Bundesländern und Sozialmilieus, sowie den unterschiedlichen institutionellen Strukturen des Elementar- und Primarbereichs und den Konsquenzen für die Übergangsgestaltung.
Im Rahmen meiner Promotion von 2011 bis 2014 an der Ludwig-Maximilians-Universität München habe ich mich mit Fragen der Professionalisierung im Rahmen der neu entwickelten Frühpädagogikstudiengänge in Deutschland beschäftigt. Mein Ziel war es den Professionalisierungsbegriff theoretisch zu fundieren. Aus einer anwendungsbezogenen Perspektive heraus war für mich die Frage zentral, wie es Frühpädagogikstudierenden im Rahmen von Professionalisierungsmaßnahmen an der Hochschule gelingt durch ein theorie- und empiriegestütztes Fachwissen Handlungskompetenzen für die Berufspraxis auszubilden.
Seit 2008 bin ich als Lehrende an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland im Bereich der Präsenz- und Onlinelehre in der Grundschul- und Frühpädagogik tätig. Von Oktober 2014 bis März 2015 war ich als Gastprofessorin im Studiengang „Erziehung und Bildung im Kindesalter“ an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin. Aktuell lehre und forsche ich als Akademische Rätin an der Justus-Liebig-Universität Gießen am Institut für Schulpädagogik, Elementarbildung und Didaktik der Sozialwissenschaften in der Abteilung Pädagogik der Kindheit. Ein besonderer Fokus meiner Lehr- und Forschungstätigkeit liegt neben der (Weiter-)Entwicklung der frühpädagogischen Hochschulcurricula auf der Internationalisierung und Professionalisierung der Kindheitspädagogik. Inhaltliche Schwerpunkte bilden die Themen Inklusion und Diversität sowie interkulturelle Pädagogik und Sprachförderung, deren Implementierung in die frühpädagogische Praxis eins meiner zentralen Aufgabenfelder ist.
Durch meine langjährige Tätigkeit im kindheitspädagogischen Forschungs- und Berufsfeld und meinen psycholinguistischen Hintergrund liegen mir interdiziplinäre Perspektiven und die Vernetzung zu anderen Disziplinen sehr am Herzen. Theoretisch betrachte ich Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern und Erwachsenen aus einer dialogischen und kulturhistorischen Perspektive. Der Blick meiner Arbeit richtet sich deshalb auf die Qualität der Beziehungen in institutionellen Settings wie Kindertageseinrichtungen und Hochschulen und der Frage, in welchen dialogischen Kontexten sich „gute Professionalität“ ausbildet und wie sich solche Professionalisierungskontexte herstellen lassen. Empirisch setze ich auf Methodenvielfalt und verbinde durch den Einsatz qualitativer und quantitativer Instrumente sowie der Triangulation von Akteuersperspektiven (Befragung, Introspektion) und Fremdbeobachtung (Ratingverfahren, Videografie) unterschiedliche Forschungsansätze.
Die Motivation und Freude am Engagement für, aus meiner Sicht, gesellschaftspolitisch relevante Fragen der sozialen Teilhabe und des Wohlbefindens von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, ist ergänzend zu meiner wissenschaftlichen und lehrenden Tätigkeit ein wichtiger Grundpfeiler meiner Arbeit.